Wie ein Turm aus dem Märchen erhebt sich der 46 Meter hohe, weithin sichtbare Flatowturm auf dem Plateau des Babelsberges in Potsdam. Das mittelalterlich anmutende Gebäude wurde zwischen 1853 und 1856 im damals beliebten romantisch-historisierenden Stil der Neogotik errichtet. Damit fügt sich der Flatowturm in das Gesamtkonzept des Parks Babelsberg ein, der mit seinem Schloss im Stil der englischen Tudorgotik, dem neogotischen Matrosenhaus, dem unter den wehrhaften Zinnen einer Art Kastell verborgenen, damals hochmodernen Maschinenhaus und der hier wieder aufgebauten Berliner Gerichtslaube aus dem 13. Jahrhundert einen deutlichen Kontrast zu den barocken Anlagen des Parks Sanssouci mit seinen geraden Alleen und geometrisch angelegten Rabatten bildet. Zukunftsgewandter unternehmerischer Ehrgeiz und zunehmende Industrialisierung existierten im 19. Jahrhundert parallel zu einer Verklärung der Vergangenheit, die sich in der Romantik in Dichtung und Malerei ebenso widerspiegelte wie hier, im preußischen Potsdam, in der Gestaltung von Park und Sommerschloss des zweitältesten Sohnes von Friedrich Wilhelm III. und späteren Monarchen Wilhelm I.
Der Flatowturm wurde nach Plänen des Architekten Johann Heinrich Strack errichtet, der auch für die Fertigstellung des Babelsberger Schlosses, für das Matrosenhaus und die wiederaufgebaute Gerichtslaube im Park verantwortlich zeichnete. Inspirieren ließ sich Strack von der Architektur des mittelalterlichen Eschenheimer Torturms in Frankfurt am Main. Auch eine reliefverzierte Rundbogenpforte in der Vorderhalle des Turmes wurde nach Originalvorlagen aus dem 16. Jahrhundert gestaltet. Seinen Namen verdankt der Turm dem westpreußischen Krongut Flatow (heute das polnische Złotów), aus dessen Einnahmen der Bau mitfinanziert wurde. Auch die charakteristischen gelben Ziegel wurden dort gebrannt und aufwendig nach Potsdam transportiert.
Der Turm steht inmitten eines Wasserreservoirs und diente als Aussichtspunkt mit angebauter Gästewohnung. Wilhelm I. und seine Gemahlin Augusta nutzten die Räume auch zur Aufbewahrung von Kunstgegenständen und Nippes - beide waren begeisterte, kunst- und geschichtsinteressierte Sammler. Den mittelalterlichen Eindruck des Turmes vervollständigten seinerzeit eine funktionstüchtige Zugbrücke, den Eingang flankierende Standbilder von Landsknechten und einige bei der Belagerung der Festung Rastatt während der badischen Revolution 1849 erbeutete Kanonen.
Der Flatowturm wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt, Plünderungen und Vandalismus nach 1945 taten ein Übriges. Lange Jahre überdauerte der Turm als zugemauerte Halbruine. Erst im Jahr 1986 wurden die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen. Heute steht der Flatowturm Besuchern wieder offen. Zu besichtigen sind teils original ausgestattete Räume wie die ehemalige sogenannte Trinkhalle und das Arbeitszimmer. Beim Aufstieg auf den Turm präsentiert sich der Babelsberger Park in verschiedenen reizvollen Ausschnitten. Überraschende Sichtachsen zu anderen herausragenden Gebäuden in Potsdam tun sich auf - etwa zum Belvedere auf dem Pfingstberg oder zur Kuppel des Marmorpalais im Neuen Garten. Ein Rundgang in luftiger Höhe bietet schließlich einen einzigartigen Panoramablick über Potsdam und seine Schlösser- und Parklandschaften bis hinüber zum Wannsee.
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